Unsere Stimme
Einkaufen, wo andere Urlaub machen. Das könnte für den Biogreißler in Kitzbühel treffender nicht sein. Vor mittlerweile zehn Jahren hat Josef Reiter seine Vision in den Familienbetrieb eingebracht und das kleine Geschäft inmitten des Campingplatzes Schwarzsee auf Bio umgestellt. Was anfangs für Skepsis und Unsicherheit sorgte, zeichnet heute die ganz besondere Stimmung des Ladens aus und überzeugt Ortsansässige und Urlauber*innen gleichermaßen.
Der Weg des 38-Jährigen in die Bio-Branche war nicht von Anfang an vorgezeichnet – wie bei vielen seiner Kolleginnen und Kollegen hat er sich im Laufe der Zeit schlicht geebnet. „Ich habe während meiner gesamten Studienzeit schwerpunktmäßig in Bioläden gejobbt und bin so schrittweise reingewachsen. Die Menschen, die ich dort kennenlernen durfte, haben nicht nur der Arbeit wegen gearbeitet, sondern sind wirklich hinter dem gestanden, was sie tun. Das hat mich nachhaltig beeindruckt und geprägt. Als mein Vater dann meinte, mit dem Geschäft am Campingplatz müssen wir was tun, wusste ich: Wenn wir auf Bio umstellen, mache ich es.“
Vision treu geblieben
Aber werden die durchaus kostenbewussten Camper*innen das neue Bio-Angebot annehmen? Wie werden die Bewohner*innen Kitzbühels auf die Veränderung reagieren? Ist die erfolgreiche Ansprache völlig unterschiedlicher Zielgruppen überhaupt möglich? Viele Fragen stellten sich dem Jungunternehmer, doch er blieb seiner Vision treu und war von den gemeinsamen Grundwerten beim Einkaufen überzeugt: Naturverbundenheit, der Wunsch nach hoher Produktqualität, persönlicher Beratung und allem voran nach Entschleunigung.
Besondere Stimmung, besonderes Sortiment
„Heute haben wir unser Sortiment perfekt auf die jeweiligen Bedürfnisse beider Kund*innenschichten angepasst. Vormittags bis einschließlich mittags gehört der Laden eher den Camper*innen – sie versorgen sich dann mit frischen Lebensmitteln fürs Frühstück und mit Snacks für den Tag. Nachmittags sind es dann überwiegend die Einheimischen, die uns aufsuchen und sich mit Lebensmitteln eindecken“, gibt Josef Reiter Einblick in den Alltag des vierköpfigen Verkaufsteams.
Selbst ist Josef Reiter im Geschäft seit einem schweren Unfall eher selten anzutreffen. „Mein Arbeitsalltag hat sich durch den Rollstuhl sehr verändert. Mich findet man mittlerweile meist vor dem Computer, ich ziehe, wenn man so will, eher die Fäden im Hintergrund. Zum Glück sind auch meine Eltern nach wie vor mit Leidenschaft dabei und wir konnten mit Lukas einen jungen, engagierten Geschäftsführer finden.“